KJR beim Demokratietag dabei
"In fremde Rollen schlüpfen"
Demokratietag fand als „Satelliten-Veranstaltung“ statt / Zehntklässler aus dem AK-Land dabei
Im Vorfeld wussten die Schüler nicht, in welchen Workshop sie kommen würde „Das Diskutieren hat gezeigt, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen“: Die 16-jährige Thirza Uhr hatte mit den Workshop-Teilnehmern Meinungen und Standpunkte ausgetauscht, als es um „Menschenrechte auf dem Mittelmeer“ ging. Die Zehntklässlerin des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Betzdorf war eine von 170 Schülern bei einer Veranstaltung in Altenkirchen anlässlich des Demokratietages Rheinland-Pfalz.
Jugendliche wollen mitbestimmen und auf politischer Ebenen gehört werden und mitgestalten.
Gewöhnlich findet der Demokratietag weit weg vom AK-Land statt, so Johanna Rohde, Studienleiterin für politische Bildung der ev. Landjugendakademie. Diesmal war eine dezentrale Alternative gewählt worden. Die Akademie richtete eine von vier „Satelliten-Veranstaltung“ unter dem Motto „Demokratie leben – aus Krisen lernen“ für die hybride Hauptveranstaltung in Ingelheim am Rhein aus. Das nutzten die Realschule plus Altenkirchen, die IGS Hamm und das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf sowie Schulen aus dem Westerwald-Kreis.
Wichtig sei es, sich mit den Aspekten von Demokratie auseinanderzusetzen und sich mit Schülern anderer Schulen auszutauschen, so Rohde. Nicole Platzdasch (IG Metall Betzdorf) widmete sich in ihrem Workshop z.B. „Demokratie gestalten“.
Im Vorfeld wussten die Schüler nicht, in welchen Workshop sie kommen würden. Bei Zehntklässlerin Thirza Uhr aus Emmerzhausen war es „Menschenrechte auf dem Mittelmeer“. Bei Rollen- und Planspielen wurden gewisse Rollen eingenommen und deren Standpunkte vertreten, die man selbst vielleicht gar nicht hat, so Uhr. Sie übernahm die Rolle einer Journalistin. Andere die einer privaten Seenotrettungsorganisation, eines Bürgermeisters aus Italien oder einer Stiftung für Flüchtlinge. In der Diskussion habe man versucht sich einig zu werden – „was gar nicht so einfach war“, so Uhr. Wichtig sei es, etwas gegen die Ursachen von Flucht zu unternehmen, Menschenrechte in den Flüchtlingslagern zu sichern und auch Einheimische zu hören. In der Diskussion habe man den Standpunkt des anderen verstanden, ohne diesen gleich für sich annehmen zu müssen. So kam man zu einer Lösung.
Man habe einen ganz anderen Einblick in die Politik bekommen, sagte die 16-jährige Ilaina aus Friedewald. Es sei deutlich geworden, wie über soziale Medien Demokratie gespalten werde, sagte die 15-jährige Alisa Erlenbusch aus Nauroth. 25 Zehntklässler des Gymnasiums waren beim Demokratietag dabei. Maria Härtling aus Wallmenroth kam in den Workshop „Wasser als Grundrecht“. Das Thema wurde global betrachtet, schilderte die 15-Jährige. Es sei ein Recht, dass alle Menschen darauf einen Zugriff haben. Bei dem Workshop sei auch beleuchtet worden, inwieweit dagegen verstoßen werde.
Der Kreisjugendring Altenkirchen war ebenfalls eingebunden, er sammelte die Meinungen, Wünsche und Ideen der Jugendlichen. Politikverdrossenheit habe sie nicht festgestellt, sagte die stellv. Vorsitzende Paula Seifert: „Jugendliche wollen mitbestimmen und auf politischer Ebenen gehört werden und mitgestalten.“ Häufig sei gefordert worden, das Wahlalter auf 16 Jahre herabzusetzen und mehr politische Bildung zu bieten. Grundsätzlich erachtet sie es als wichtig, Jugendlichen zuzuhören.
Der 16. Demokratie-Tag wurde veranstaltet vom Bündnis „Demokratie gewinnt!“. Es waren unter anderem die Staatskanzlei und der Landtag Rheinland-Pfalz beteiligt. In Altenkirchen gab es elf Workshops zu Themen wie Nachhaltigkeit, Mitbestimmung, Lebensmittelverschwendung, Rechtsextremismus, Flucht und Migration sowie die Rolle der digitalen Medien in der Demokratie.
Bericht: Paula Seifert, stellv. Vorsitzende Kreisjugendring